Forni di Sopra-Höhenweg

FORNI DI SOPRA – HÖHENWEG


Eine fünftägige Rundwanderung um das Forni-Tal in einer wunderbaren Einsamkeit

Dieser Höhenweg umschließt sozusagen in einer Umarmung die Berghängen, die das herrliche Tal von Forni di Sopra bilden. Dabei erleben wir einen dauernden Wechsel von Aspekten der Geologie, der Flora und der alten Bauernkultur. Wir verbringen fünf Tage in einer wunderbaren Einsamkeit und haben stets vor den Augen die Orte, die wir schon kennen gelernt haben und diejenigen, die wir besuchen werden. 
Die Tour hat viele Varianten von unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und kann jederzeit unterbrochen werden, ohne dass  es schwierig ist, das eigene Auto zu erreichen. Ausgangspunkt und Ziel ist der Campingplatz “Tornerai” (es bedeutet: „Du wirst wiederkommen“)in der Ortschaft Andrazza. Auf Anfrage kann man das Auto hier parken. Planen soll man mindestens vier Übernachtungen: auf der Flaiban-Pacherini-Hütte, der Giaf-Hütte und auf den Almhütten Casera Tartoi und Casera Tragonia. Die zwei (ehemaligen) Almhütten bieten einfache Unterkunft und Verpflegung, dafür aber besitzen sie eine originellen Architektur und eine urige Stimmung. Für Infos über Casera Tartoi kontaktieren Sie Herrn Mirko Dorigo, 0039 389 9028066, über Casera Tragonia Herrn Daniele Cedolin Tel. 0039 333 2732924 (e-mail malga.tragonia@gmail.com).

Erster Tag: Aufstieg zur Flaiban-Pacherini-Hütte, 1587 m, im Suola-Tal. Direkter Weg etwa 2,30 Stunden, CAI-Weg Nr. 362 oder (längere Variante) durch das  Rovadia-Tal und den Suola-Pass, CAI-Wege Nr. 368 und 363, ca. 5 Stunden. 

Das Interesse von diesem Tag steht in der sehr geprägten dolomitischen Umgebung und vor allem in der  Möglichkeit, die Steinböcke zu beobachten, die im Jahr 1985 wieder eingeführt wurden und jetzt  ständig in der Nähe der Schutzhütte (etwa achtzig Exemplare) leben. Wenn wir dagegen durch das Val Rovadia aufsteigen, lernen wir eine wilde und faszinierende Umgebung kennen und bewundern einen schönen Wasserfall und die prächtigen Wiesen auf dem Suola-Pass, 1994 m. Vom Pass kann man in 45 Min. problemlos auf den aussichtsreichen Gipfel „Cima del Rifugio“, 2100 m, aufsteigen.

Direkter Weg: vom Campingplatz steigen wir zur Brücke über den Tagliamento, 837 m, hinunter und überqueren den Fluss. Hier finden wir den Weg Nr. 362, der uns direkt  durch das Suola-Tal führt , zuerst durch einen Buchenwald, dann in den Horizont der Lärchen und Latschenkiefern und schließlich auf Geröll. (2-2,30 Stunden).


Die Pacherini-Hütte
Zweiter Tag: von der Pacherini-Hütte zur Giaf-Hütte, 1400 m, dem Enzianweg (“Truoi dai sclops”) entlang, CAI-Wege Nr. 362 - 369 - 361, 6-7 Stunden zirka.

“Truói dai Sclops” bedeutet in dem  einheimischen Dialekt ”Enzianweg”. Dieser bezaubernde Weg, wo sich die Natur in ihrer ganzen Pracht und zeitlosen Schönheit offenbart, fasst alle die interessantesten Aspekte der Friulanischen Dolomiten zusammen. Von den vielen Enzianarten, die man beobachten kann, erwähnen wir besonders die hellblaue Gentiana froelichii subspecie Zenarii  (aus dem Namen der Botanikerin Silvia Zenari), die nur hier, auf dem Berg Plauris (Julischen Voralpen) und in den Karawanken zu sehen ist. Auf diesem Weg findet jedes Jahr im August der berühmte Bergwettlauf „Sky race“ statt. In diesem Gebiet kann man sehr oft Steinböcke aus unmittelbarer Nähe beobachten. Sie wurden 1985 wieder eingeführt, aus 6 männlichen und 5 weiblichen Exemplaren leben jetzt hier ungefähr 80 Tiere.
1000 m Höhenunterschied, 6 Std. Leicht. 


Am Anfang haben wir die größte Anstrengung: Wir müssen zum Passo del Mus aufsteigen, (2063 m, CAI-Weg Nr. 362a), um den Comici-Turm mit dem kühnen Klettersteig Cassiopea zu bewundern, oder direkt (CAI-Weg Nr. 369a) zur Scharte Fantulina Alta (2107 m), wo sich die beiden Varianten treffen. Von hier aus in kurzer Zeit erreichen wir die Forcella dell’Inferno (2175 m), den höchsten Punkt der Route. Wir gehen jetzt auf Geröll hinunter; auf unserer linken Seite sehen wir den unverwechselbaren Felsturm Mus  di Brica, mit seiner charakteristischen Zinne. Weiter steigen wir in das große Kar des Val di Brica hinunter und dann wieder hinauf zur  Scharte Val di Bríca, 2088 m. Hier steht  der Felsturm namens "fantulìna" ("Mädchen").
Nach einem kurzen Abstieg auf kiesigem Boden erreicht man ein grasiges offenes Gelände: wir befinden uns in dem schönen welligen Almboden Canpurós, auf 1900 Höhenmeter. Ein rustikales Blockbaugebäude lädt zu einer nachdenklichen Pause in diesem stillen Garten Eden ein.
Ein Bach bildet ein kleines Moor mit typischen Pflanzenarten. Weggabelung mit Nr.367 zur Scharte Forcella Lavinâl.  Der CAI-Weg  369 steigt  direkt zur Casera Valmenon (oder Valbinon) hinunter, heute einer sehr schön gelegenen Biwakhütte (im Sommer bewirtschaftet). Von hier nehmen wir den CAI-Weg Nr. 361 und in 2 Stunden erreichen wir die Giaf-Hütte über die Scharte Forcella Urtisiel (1990 m).



Die Giaf-Hütte
Dritter Tag:  von der Giaf-Hütte zur Almhütte Casera Tartoi, 1711 m, über den  Mauria-Pass, Casera Lavazeit (Biwak) und die Tartoi- Scharte. CAI-Wege Nr. 341-207-243, 6-7 Stunden.

Es ist eine sehr abwechslungsreiche Etappe, die zuerst an den wilden Hängen des Berges Nodo di Tor und dann in eine völlig andere, aber nicht weniger wilde Umgebung führt, auf der Südseite der Karnischen Alpen: es ist eine lange Überquerung, die von den  schönen „tabià“ (Holzhütten) von Stabie zuerst durch den Wald oberhalb von dem Purone-Bach führt und weiter zum schönen Aussichtspunkt der Casera Lavazeit. Von hier kann man die ganze Route überblicken, die wir  in den letzten beiden Tagen gegangen sind. Durch die Tartoi-Scharte erreichen wir die Weiden des historischen Casera gleichen Namens, in einer zauberhaften Amphitheater am Fuße des Tiàrfin. 

Vom Rifugio Giaf nimmt man den Weg Nr. 341 und überquert die Schutthängen des Berges Boschet, dann geht man durch den dichten Buchenwald auf der Nord-West-Seite zum Bach Fossiana hinunter, 1187 m. Man überquert das Flussbett senkrecht und findet auf der anderen Seite den markierten Weg wieder (auf Markierungen und Tabellen aufpassen, nicht weiter hinuntersteigen!). Der Weg geht mit leichten Auf und Ab dem Parsupagn-Hang entlang und erreicht den Bach Tor, den man auch überquert. Auf der anderen Seite steigt man kurz hinauf auf einer Forststraße , die zum Wärterhaus der Bundesstraße 52 auf dem Mauria-Pass führt. 1298 m, 2 Stunden.
Man geht die Bundesstraße in Richtung Lorenzago ca. 200 m entlang: bei einer Kurve biegt man rechts ab und nimmt eine schmale asphaltierte Straße, für den Verkehr gesperrt (Wegweiser nach Stabie und Doana, Weg Nr. 207). Auf dieser Straße, flankiert von wunderschönen tabià (Holzhütten) erreicht man in etwa 40 Minuten den Pian di Stabie, 1373 m. Man folgt  immer dem  schönen Weg Nr. 207  um die Flanken des Col Pioi und oberhalb des Rio Purone. Wenn man diesen Bach erreicht, geht man zuerst ihm entlang und überquert dann einen Nebenbach. (Vorsicht, nicht immer einfach, die beste Furtstelle in Ruhe suchen). Nach der Furt  steigt der Weg steil im Wald hinauf und ist nicht immer angenehm zu gehen. Am Talschluss, in einem lichten Lärchenwald, erreicht man eine Weggabelung. Auf der linken Seite steigt man zur Scharte Forcella Tartoi, Weg Nr. 243, hinauf; rechts dagegen erreicht man in 5 Minuten die Biwakhütte Casera Lavazeit (Valaseit für die Einheimischen), die sich in herrlicher Lage angesichts dem Tor-Massiv und der Cridola befindet. (3 Stunden vom Mauria-Pass). Um unser Ziel zu erreichen, ist es ratsam, zur Forcella Tartoi, 2005 m aufzusteigen (30 Min) und dann direkt zur  Casera Tartoi, 1711 m, (weitere 30 Min), hinunterzugehen. Die Casera ist im Sommer bewirtschaftet, ist aber sehr bescheiden.


Casera Tartoi
Vierter Tag: Von Casera Tartoi zu Casera Tragonia über die Forca Rossa, CAI-Wege Nr. 208, 224 und 209, 5 Stunden.

Von Casera Tartoi kurz auf unseren gestrigen Schritten zurückgehend, gehen wir um den Berg Tiarfin, 2413 m,  der hinter der Casera  emporragt. An der Wegkreuzung nehmen wir den Weg 208  zu den sogenannten “Agons di Tiarfin”, wo bei der Schneeschmelze sich ein kleiner türkisfarbener See bildet. Weiter steigen wir ins kleine Tal "Busas di Tiarfin" bis zu einer weitern Wegkreuzung: hier nehmen wir den Weg Nr. 224 bis zur Scharte Forca Rossa, einer Senke im rötlichen Gestein mit herrlichen Aussicht über die Belluneser Dolomiten, die Gletscher der Hohen Tauern in Österreich, die nahen Karnischen und die weiten Julischen Alpen. Weiter auf dem Weg 224 steigen wir steil ab bis zu einem kleinen Moor und der Risumiela- Scharte, 1973 m, auch “Croce di Tragonia” genannt, weil hier ein hohes Kreuz steht. Der Weg steigt dann bequem zur Casera Tragonia, 1760 m, ab. Sie liegt in einer wunderschönen, sonnigen Lage im oberen Tal des Rio Tolina. Herrliche Aussicht nach Süden auf die Gruppen Cridola und Monfalconi, die am Sonnenaufgang rosa leuchten. Die alte Casera muss man absolut außen und innen bewundern, wo der große Käsekessel aus Kupfer aus dem Jahr 1892 an seiner Stelle noch steht.
Kurze Variante: Von der Casera  Tartoi folgen wir dem Weg Nr. 211 auf der Forststraße bis zur Kreuzung (1462 m), wo der alte Weg nach Tragonia beginnt. Wo der Weg wieder auf die Forststraße mündet, geht man wieder auf diese weiter bis Casera Tragonia.


Der Käsekessel von Casera Tragonia


Fünfter Tag: Von Casera Tragonia Abstieg nach Andrazza über Casera Montemaggiore; CAI-Wege Nr. 211 und 210, 4-5 Stunden.

Dieser Weg, den die Einheimischen “Truoi da las mons” (der Almweg) nennen, oder auf Italienisch  “Via delle malghe”, ist  wie ein langer Balkon mit Panoramablick. Er erstreckt sich auf den Hängen der Berge Tiàrfin und Clapsavon und verbindet die historischen Almhütten der Gemeinde Forni di Sopra. Dauernd kann man den Cridola und die Monfalconi bewundern, die wir bereits in den vorangegangenen Etappen kennen gelernt haben.

Von der Casera steigt man leicht ab und geht weiter auf einem breiten Weg durch einen Lärchenwald bis zur Stelle, wo der Weg Nr. 209 nach Forni di Sopra absteigt. Hier gehen wir links (Wegweiser) auf dem Weg 211, der lange auf den Hängen des Lagna geht. In Kurzem erreichen wir die Feuchtwiesen von Plan di Plaron, 1839 m, wo nach der Forneser „Mythologie“ die Hexentreffen stattfinden. 
Ungefähr in der Mitte von dem langen Weg gibt es eine Art natürlicher Terrasse, wo wir vor uns die alte Almhütte Montemaggiore (für die Einheimischen „Mamaiou“) und den Berg Clapsavon sehen können. Der Weg Nr. 211 steigt langsam zwischen Bäche und Wiesen hinunter auf die historische Hütte, die jetzt leider sehr verfallen ist. 
Gleich hinter der alten Hütte befindet sich, angenehm und einladend, die neue Biwakhütte „Francescutto“: die alten Stallungen der Kälber wurden mit viel Respekt für die Bauernarchitektur zu einer neuen Benutzung umgewandelt. Von hier Abstieg ins Tal entlang dem Weg Nr. 210 bis Tiviei. Von hier aus folgt man dem Rundweg „Anello di Forni“  bis zu den Tintai-Scheunen und man kommt bald zum Campingplatz „Tornerai“. Wir sind wiedergekommen, wie der Name uns versprochen hatte. 


Auf dem Gipfel vom Clapsavon
Variante: Besteigung vom Clapsavon, mit einer eventuellen weiteren Übernachtung auf der  Casera Tragonia.
Sehr lohnend und problemlos ist der Aufstieg zum Clapsavon, 2462 m, den man auch mit dem nahen Bivera-Gipfel kombinieren kann. In diesem Fall ist es ratsam, um den Tag voll zu genießen, eine zweite Übernachtung vorzusehen, und zwar auf der Almhütte Casera Tragonia,.
 Von Casera Tragonia erreichen wir auf dem Weg Nr. 209 in einer halben  Stunde die Scharte Croce di Tragonia oder Risumiela, 1973 m, die einen kleinen Kar mit einem Moor umschließt. Von hier geht der Blick auf das Lumiei-Tal und das kleine Dorf Sauris (deutschsprachige Insel), auf das Plateau von Razzo und die Bergketten Brentoni und Terze.  
Von hier steigen wir weiter auf dem Weg Nr. 209 bis zur Forststraße hinunter, die Casera Mediana mit Casera Chiansaveit verbindet; hier gehen wir rechts und erreichen diese letzte Casera, 1698 m. Von hier hinauf auf dem Weg Nr. 210 bis zur Scharte Chiansaveit (lokal Ciana genannt), 2051m. Auf der Scharte geht man zuerst links (dem Weg im Gras genau folgen), dann rechts ; man überquert eine breite Schutthalde, erreicht dann den Grat und geht hinauf auf gutem Weg bis zum Gipfel. Das Panorama ist fantastisch: Dolomiten, Hohe Tauern, Julische und Karnische Alpen und die friulanische Ebene breiten sich vor uns aus (nicht selten sieht man sogar das Meer). Wenn man auf dem Grat nach Osten weitergeht, kann man zur Bivera-Scharte, 2330 m,  hinuntersteigen und von hier hinauf auch den Bivera Gipfel, 2474 m, erreichen. Zwei Gipfel auf einmal! 

Auch von Casera Montemaggiore, 1729 m, kann man zum Clapsavon steigen, wenn man dem Weg 210 folgt, der das Ciana-Tal hinaufgeht und die gleichnamige Scharte erreicht (s.o.)

Möglichkeiten, die Wanderung zu unterbrechen: von der Giaf-Hütte auf gutem Weg in anderthalb Stunde ist man im Dorfzentrum; vom Mauria-Pass kann man mit dem Bus (2mal am Tag) nach Forni oder Lorenzago di Cadore fahren; von Casera Lavazeit erreicht man in 20 Min. den Varmost-Sessellift (Sommerbetrieb: im August jeden Tag, im Juli nur am Wochenende); von Casera Tartoi oder Casera Tragonia führt auch eine bequeme Forststrasse ins Tal.